Sicheres Ankommen in Kapstadt?

Am 16. August 2024 sind Ben und ich mit Vorfreude in Kapstadt gelandet. Freundlich wurden wir von dem Fahrer der New World Foundation empfangen und zu unserem Haus für die nächsten 12 Monate gefahren. Nun waren wir also endlich da.

Unser Haus, welches wir uns nur zu zweit teilen, ist auf der Farm der New World Foundation. Die Farm ist von einem großen Sicherheitszaun umzogen und man kommt nur auf die Farm, wenn die Security das Tor für einen öffnet. Somit ist für die Sicherheit auf jeden Fall gesorgt (zumindest auf der Farm). Von der Farm aus können wir auf die Township Lavender Hill gucken und bekommen trotz einem gewissen Abstand viel von hier aus mit. Was alles außerhalb der Farm vor sich geht, sollten wir schnell erfahren…

In unserer ersten Arbeitswoche wurden wir von den „Yebos“ (18-25-Jährige) zu Fuß durch Lavender Hill geführt. Wir haben „home visits“ mit ihnen durchgeführt, wo man zu bestimmen Eltern geht und mit ihnen über Themen, wie zum Beispiel Drogenkonsum oder häusliche Gewalt, spricht. Obwohl es durchaus interessant ist durch die Gegend zu laufen und einen besseren Eindruck von den Lebensbedingungen zu bekommen, habe ich mich nie ganz wohl dabei gefühlt. Letztendlich weiß man nie genau, wie die Bewohner auf zwei Deutsche reagieren. Man weiß nie, wer gerade vielleicht unter seiner Jacke eine Waffe versteckt. Und das haben wir dann direkt an unserem dritten Arbeitstag zu spüren bekommen. 

Nachmittags sind wir mit einer Gruppe von den „Yebos“ in die Community gegangen und haben uns dort an eine Straßenecke gesetzt, um auf Kinder zu warten, die mit uns spielen wollen. Ich hatte gerade noch auf mein Handy nach der Uhrzeit geguckt und auf einmal hat eine von den „Yebos“ (Amy) mir schon zugeflüstert, dass ich schnell mein Handy wegstecken soll. Dies habe ich direkt gemacht, ohne zu wissen, warum. Und auf einmal ging alles superschnell. Amy hat mich an meinem Arm gepackt und mitgerissen. Auf einmal hieß es nur noch „RUN! RUN! RUN!“. Ich bin also direkt aufgesprungen und mitgerannt. Ich wusste, dass irgendwas nicht stimmte, aber konnte die Situation nicht ganz einordnen, da die Yebos zum Teil während des Rennens gelacht haben. Dadurch konnte ich die Situation selbst erstmal nicht so ernst nehmen. Als wir dann bei der Foundation wieder angekommen waren, habe ich nachgefragt, was denn überhaupt passiert war und Amy erzählte mir, dass auf dem Platz, wo wir saßen, Männer mit Waffen gekommen sind und eine Schießerei anfangen wollten. 

Meistens haben diese Leute immer ein direktes „Opfer“, welches sie erschießen wollen. Ihnen ist es in dem Moment dann aber egal, wer sich drum herum befindet und schießen einfach wild herum, um auch Zeugen zu beseitigen. Deswegen ist es wichtig, so schnell wie möglich die Gefahr der Situation zu erkennen und um sein Leben zu laufen. 

Als Ben und ich die Gefahr danach dann erst richtig realisiert haben, mussten wir beide erstmal ordentlich durchatmen. Auch, wenn wir jede Woche inzwischen mehrmals durch Lavender Hill laufen müssen und man zum Teil weiß, wo es gefährlicher ist und wo es eher ruhiger ist, fühlt man sich nach der ersten Erfahrung nie ganz sicher. Trotz der Gewalt, die hier definitiv nicht zu ignorieren ist, lernt man aus Lavender Hill auch sehr aufgeschlossene Menschen kennen, die an einem Kulturaustausch sehr interessiert sind. Die täglichen Schießereien, die man öfter mal abends hört, wenn man in seinem Bett liegt oder auch die erschreckendsten Geschichten, die man von Kollegen oder Mitgliedern erzählt bekommt, gehen einem trotzdem nie aus dem Kopf. 

Die Kinder, die in diesem Township aufwachsen, haben Dinge durchgemacht, die man sich in Deutschland zum Teil gar nicht vorstellen kann. Dinge, die außerhalb von Lavender Hill oft verschwiegen werden. Dinge, die hier leider als normal und alltäglich angesehen werden. 

Somit ist es mir umso wichtiger, den Kindern morgens im Kindergarten die Liebe zu schenken, die sie zum Teil zuhause nicht bekommen. Ich freue mich jeden Tag auf Umarmungen von den Kindern aus meiner Gruppe und bin gespannt, was wohl an dem Tag auf mich zukommen wird.

Totsiens uit Kaapstad

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