Erste Erfahrungen

Brasilienfreiwillige in Curitiba beim Aufnahmeseminar

     
Aufnahmeseminar

Nach der Anreise nach Brasilien am 9/10 August fand ein ca. 10-tägiges Aufnahmeseminar in Curitiba mit anderen Brasilienfreiwiligen statt. Uns allen war eine Grundnervosität und Ungewissheit gemein, aber auch die Freude auf den Lerndienst. Wir waren bei einem Kloster untergebracht, in dem erstaunlicherweise einige der Nonnen Deutsch sprechen konnten. Sie waren überaus freundlich und interessiert, schade war nur das wir gerne intensiver mit Ihnen in den Austausch gekommen wären, dass wegen unserer fehlenden Portugiesisch Kenntnissen aber noch leider nicht möglich war. Sowohl die anderen Freiwilligen als auch Simone (Mentorin für deutsche Brasilienfreiwillige) waren von Beginn an sympathisch und herzlich. Diese Zeit hat den Start in Brasilien mit Sicherheit deutlich vereinfacht. Dort haben wir bereits allerlei brasilianischer Köstlichkeiten probieren können wie zum Beispiel Caldo de Cana, Agua de Coco, Pão de queijo und vieles mehr. Darüber hinaus haben wir einen Markt, sowie Museen und eine Capoeira Vorstellung besuchen können. Überaus eindrucksvoll war der von indigenem geschütztem, altem Wald hinter der Einrichtung der Nonnen, da er eine große Artenvielfalt zeigte.

Projektbesuch

An einem Tag des Seminars, hatten wir die Möglichkeit das Projekt einer Mitfreiwilligen (Dorcas) in Curitiba zu besuchen. Darclê, die Leiterin des Projekts hat uns die verschiedenen Räumlichkeiten gezeigt und was sie dort machen (Musik, Capoeira, Basteln, Spielen). Daraufhin hat sie uns die Favela gezeigt, aus der die meisten Kinder dieses Projektes stammen. Das war mit den Bewohnern zuvor abgesprochen worden und sie erklärte uns wie die Menschen dort leben und warum die meisten Kinder zu wenig umsorgt werden. Darclê setzt sich mit Herzblut für das Projekt ein und engagiert sich gemeinsam mit ihren Kollegen, wo sie kann, um den Kindern etwas mehr Perspektive zu bieten.

Aufenthalt Vitoria

Angekommen nach dem Seminar in Vitoria, hat mich Alex (mein Ansprechpartner meines Projektes) abgeholt. Die erste Begegnung war erfüllt von Neugierde und Nervosität; auf beiden Seiten. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat mich erstaunt wie viel Kommunikation trotz Sprachbarriere möglich ist. Daraufhin habe ich eine Nacht in einer Art Jugendherberge verbracht. Diese Jugendherberge ist eine soziale Einrichtung in die Menschen kommen können, die über einen längeren Zeitraum medizinische Versorgung benötigen und deren zu Hause zu weit von der medizinischen Einrichtung entfernt liegt. Die Menschen dort waren alle sehr freundlich und neugierig. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde ich hätte mich dauerhaft sehr wohl gefühlt, denn man hat sich deutlich beobachtet gefühlt und war sich der Tatsache dessen, dass man Gringa(Ausländerin) ist, überdeutlich bewusst. An eine Interaktion dort erinnere ich mich aber sehr gerne zurück. Die Köchin hat mich mit offenen Armen empfangen und mir die Dinge unermüdlich erklärt. Sie ist einer der fröhlichsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe.

Ankunft ADL

Schon bei meiner Ankunft in meiner Einsatzstelle ADL, die zugleich mein zu Hause für ein Jahr werden sollte, wurde ich herzlich in Empfang genommen. Mir wurde mit dem Gepäck geholfen, ich wurde von den Jugendlichen ausgefragt und zu meinem Erstaunen befanden sich Geschenke in meinem Zimmer.

Am Anfang durfte ich mich von der Hinreise erholen und dann hat mir Emikellen(hier nur Kelly) genannt, eine Arbeitskollegin grob das Gelände gezeigt. Das Zimmer habe ich aufgrund von Besuch und Renovierungsarbeiten im ADL mehrfach gewechselt.

Veranstaltung mit Personen aus dem ganzen und nächsten Dorf finden hier häufiger statt, da das Gelände eine gute Möglichkeit dazu bietet. Hinzu kommt, dass hier auch kirchliche Veranstaltungen stattfinden und die Schüler manchmal zwangsläufig nach Hause geschickt werden, damit ihre Zimmer für die an solchen Veranstaltungen teilnehmenden Personen genutzt werden können.

Verlängertes Wochenende in Vila Velha

Vila Velha: Ausblick von der alten Kirche: Convento da Penha

Dies war bereits einmal, ungefähr anderthalb Wochen nach meiner Ankunft der Fall und mich hat eine Schülerin zusammen mit anderen Freunden über das verlängerte Wochenende zu sich nach Hause nach Vila Velha eingeladen. Diese Stadt liegt direkt neben Vitoria und liegt am Meer. Mit dem Omnibus (der hier in Brasilien ein häufig genutztes Verkehrsmittel ist) sind wir dorthin gefahren. Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut und die Zeit dort war sehr schön.

 Vor allen Dingen habe ich geschätzt, den Einblick in das Leben und die Gepflogenheiten einer brasilianischen Familie erlangen zu können. Natürlich fand ich aber auch die Strände und das Ausprobieren von vielen brasilianischen Essen und Snacks gut. Wie zum Beispiel Brigadeiros. Wir wurden von den Eltern der Schülerin sehr fürsorglich umsorgt und willkommen geheißen. Des Weiteren haben wir eine sehr bekannte alte Kirche besucht, welche einen Ausblick auf Vila Velha und Vitoria ermöglicht, und haben die Möglichkeit genutzt, in einem Einkaufszentrum zu shoppen. Serra Pelada ist wirklich sehr klein und Afonso Claudio, die nächste Stadt, liegt etwa 30 Autominutenentfernt. Busse fahren in diese Richtung nur dreimal die Woche und leider nicht am Wochenende, daher kommt man dort selten hin.

In Vila Velha ist es nochmal ein bisschen wärmer als in Serra Pelada und die Sonneneistrahlung etwas direkter.Was sowohl in Serra Pelada als auch in Vila Velha ein großes Problem zu sein scheint, ist die extreme Trockenheit und der Mangel an Regen. Es hat sehr lang hier keinen Regen gegeben und das merkt man den vertrockneten und vergilbten Pflanzen leider auch deutlich an. Hier sind die Auswirkungen des Klimawandels direkt wahrnehmbar. Bei meiner Rückkehr nach den viereinhalb Tagen, sind wir an etlichen kleinen Feuern in der Natur vorbeikommen. Der Himmel war an dem Tag etwas wolkig, aber diese resultierten aus der Summe der kleinen Feuer.

Die Eltern der Freundin waren Bolsonaro Unterstützer; das Thema der Politik in Brasilien ist sehr heikel und polarisierend. Die Abgrenzung zur jeweiligen Gegenseite findet deutlich statt. Umstrittene Thematiken werden häufiger lieber umgegangen, da man sich des Balanceaktes bewusst. Darüber hinaus unterscheidet sich die politische Meinung einiger Schülerinnen stark, von der ihrer Eltern. Durch die vielen Agrarindustrien in dem Bundesstaat Espírito Santound durch die dort konservativ geprägte Gesellschaft, sind Themen wie LGBTQ+ teils nicht akzeptiert. Die Gesellschaft ist geprägt durch die deutsche Einwanderung. Viele Menschen hier haben deutsche Vorfahren und können pommerisch reden (was sehr ähnlich zum Plattdeutsch ist). Dies zeigt sich unter anderem, in den hier stattfindenden pommerisch Hochzeiten.

Pommerische Hochzeit

Meine Arbeitkollegin Emikellen tanzt mit dem Bräutigam

Glücklicherweise wurde mir die Möglichkeit geboten an einer pommerischen Hochzeit teilzunehmen. Eine Arbeitskollegin namens Esther hatte mich zu ihrer Hochzeit eingeladen. Zuerst fand eine kleine Zeremonie in einer Kirche statt. Diese ist vergleichbar mit deutschen Kirchlichen Hochzeiten, nur die Musik unterschied sich. Bei pommerischen Hochzeiten wird für die Feier eine Fahne gehisst, um den Menschen in der umliegenden Gegend zu signalisieren, dass dort eine pommerische Hochzeit stattfindet. Hier dürfen außer der Familie und Freunden auch Unbekannte an der Feier teilnehmen, jedoch müssen sie dafür Eintritt zahlen. Die Hochzeit fand auf dem Wohngelände einer Familie statt, dort gab es ein Fußballfeld, welches voller Plastikstühle und umherrennenden, fußballspielenden Kindern besetzt war. Nach abendlichem Churrasco(Grillen) wurde getanzt. Der erste Tanz einer pommerischen Hochzeit ist immer der: Dança dos noivos-a noiva, dabei Tanzen die Frauen mit dem Bräutigam und Männer mit der Braut; Männer müssen dafür bezahlen, wenn sie mit der Braut tanzen wollen, Frauen dahingegen nicht. Drumherum gehen Menschen im Kreis, dabei rufen, tanzen sie und stampfen Bambus auf den Boden. Dabei wird pommerische Musik mit gleichbleibendem Rhythmus gespielt. Bei größeren Hochzeiten, so wurde mir gesagt, kann dies bis zu drei Stunden gehen. Meine Arbeitskollegin und ich haben miteinander und jede einmal mit dem Bräutigam getanzt.

Arbeitssituation im ADL

Bisher habe ich im ADL noch nicht gearbeitet; von meinen hier vorgesetzten ist eine 3-monatige Einführungslänge zum Observieren angedacht. Für mich hatte das zur Konsequenz, dass in der Zeit, in der die Schüler Unterrichtstunden im ADL hatten und danach in der Schule im Dorf, ich wenig Interaktion und Beschäftigung hatte. Auch hatte ich kein klares Einführungsgespräch, was mich über den Ablauf, die Systematiken im ADL oder meine Aufgabe hier informiert hätte. Die genannten 3 Monate wurden damit begründet, dass erst nach den Ferien von Dezember bis Februar, neue Schülerinnen kämen, mit den ich dann Deutsch oder Englischkurse starten könne. Außerdem schien ihnen wichtig zu sein, dass ich mich hier erstmal langsam einlebe. Das die Zeit des nicht beschäftigt seins mir nicht gut tat, da sie mich etwas verloren und allein zurück lies, ist ihnen glaube ich nicht in den Sinn gekommen. Das ist wohl, so wurde es mir erklärt auch Teil brasilianischer Kultur. Arbeitszeiten, Aufgaben werden nicht so strikt gesehen, Projekte sind spontaner und gemeinsame Unternehmungen auch.

Um für mich jedoch die Situation zu verbessern bin ich in den Dialog mit allen Beteiligten gegangen. Nach 2 Monaten in Brasilien kam es das erste Mal zu einem konkretisierenden Gespräch über einen Plan mit möglichen Aktivitäten, die ich wahrnehmen kann. Dieser hat mich, da er aus zum Großteil Aktionen bestand, an denen ich zwar teilnehmen konnte, aber bei denen ich nicht aktiv was hätte tun können, noch nicht zufrieden gestimmt. Daher fand in den letzten Tagen ein Gespräch zur Überarbeitung dieses Planes statt. Ich hoffe sehr, dass sich die Situation so, in naher Zukunft für mich ins Bessere ändert.

Kommunikationsschwierigkeiten

Ein zweiter Aspekt, mit dem ich zu kämpfen hatte, war die Kommunikation. Damit ist auch in gewissen Teilen das Erlernen der neuen Sprache mitinbegriffen, dieses jedoch scheint für mich persönlich ohne viel Aufwand jedoch erstaunlich gut zu funktionieren, da ich gerne mit den Leuten ins Gespräch gehe. Eine Schwierigkeit in tiefer Gesprächsebenen abzutauchen oder das Gespräch am Laufen zu halten, habe ich jedoch trotzdem noch.

Tatsächlich ist mit Kommunikation eher gemeint, dass mir der Bezug zu einer bestimmten, für mich verantwortlichen Person gefehlt hat. Alex ist viel beschäftigt; er gibt Unterrichtstunden im ADL, macht ein Fernstudium und gibt häufig auch gerne Oficinas(Kurse) an Wochenenden. Es ist schwierig ins Gespräch zu kommen, da er so wenig Zeit hat, dabei gehen gerade Fragen unter. Und es fehlt an einer gewissen Eigeninitiative mich über Dinge, wie anstehende Veranstaltungen, Essenszeiten… aufzuklären, oft kriege ich dies nur zufällig durch den Kontakt mit den Schülern mit, manchmal aber auch gar nicht. Es ist anstrengend für mich jede Information selbst erfragen oder herausfinden zu müssen.

Systematiken im ADL, Institution ADL, Freizeitbeschäftigung

Im ADL gibt es ganz spezielle Systeme. Die Schülerinnen müssen jeden Tag das ADL putzen; das liegt zum einen daran, dass in Brasilien generell mehr Wert auf Sauberkeit im Haus und Hygiene gelegt wird, anderseits aber auch daran, dass durch die hier bestehende Trockenheit sich schädlicher Staub schnell ansammelt. Es gibt Gottesdienste in der Woche, die teils von den Schülerinnen vorbereitet werden. Des Weiteren gibt es einen Küchendienst. Die Art und Weise wie abgeräumt wird, ist ganz spezifisch und vor und nach singen die Schülerinnen, um sich bei Gott zu bedanken.

Schülerinnen haben vormittags Stunden im ADL und nachmittags in der Schule, insgesamt 10 Stunden pro Tag. Trotz der Tatsache, dass die Schülerinnen viel Unterricht haben und in den Zwischenzeiten oft übermüdet sind, ist ADL ein Ort, wo es leicht fällt Freunde zu finden. Sie haben immer ein offenes Ohr, nehmen einen schnell auf und können die Situation einer intercâmbista (literal übersetzt Austauschülerin) einigermaßen nachvollziehen, da sie alle selbst von ihrem zu Hause getrennt sind und das Gefühl von Heimweh sehr leicht nachfühlen können. Außerdem sind die anderen Kollegen und Lehrerinnen sehr freundlich und helfen einem immer, wenn man danach fragt.

Aber was ist das ADL eigentlich (Associação Diacônica Luterana) Das ADL ist eine Institution für eine Art Zusatzausbildung neben der regulären Schule. Dabei wird nicht auf einen Beruf spezialisiert. Es ist eine zusätzliche Allgemeinbildung mit den Schwerpunkten Soziales, Kirchliches, Musikalisches. Die Schülerinnen streben unterschiedliche Berufe an, aber sind alle an diesen Thematiken interessiert und erhoffen sich dadurch einen verbesserten Berufseinstieg.

Ein Bild, das draußen, Himmel, Baum, Gelände enthält.Automatisch generierte Beschreibung
Foto von Bergen auf typischem Spazierweg
Ein Bild, das draußen, Wolke, Gras, Himmel enthält.Automatisch generierte Beschreibung
Serra Pelada

Hier im ADL habe ich in der Zeit, die ich hier bin, Tischtennis gespielt und angefangen mit den Schülerinnen zu interagieren. Das hat maßgeblich zur Verbesserung meiner Portugiesisch Kenntnissen beigetragen. Mehrfach haben die Mädchen gemeinsam Nägel lackiert oder ich habe mit den Jungs barfuß Fußball gespielt. In meiner Freizeit hier bin ich häufig ins Dorf gegangen, habe mir Açaí geholt oder war spazieren oder laufen. Mir werden die begrenzten Möglichkeiten, die man was Freizeitgestaltung angeht, hier hat, immer deutlicher bewusst.

Rede (Diakonisches Treffen von Institutionen der Lutherischen Kirche im ADL)

Was eine sehr willkommene und schöne Abwechslung war, war ein Treffen von Mitgliedern der lutherischen Kirche aus ganz Brasilien, die alle Teil unterschiedlicher sozialer Organisationen sind. Das Treffen hat hier im ADL stattgefunden, das bedeutet viele ADL-Schülerinnen sind nach Hause gereist. Diejenigen die hiergeblieben sind, durften inklusive mir an dem mehrtägigen Treffen teilnehmen. Zufälligerweise war die Leiterin dieses Treffens Simone. Es war schön mehr Bewegung im ADL zu sehen, Gespräche mit Menschen aus ganz verschiedenen Orten und Arbeitsbereichen kennen zu lernen, denen aber allen die lutherische Kirche ihre vielschichtigen Projekte, die sich teils mit Indigen, teils mit heimlosen Kindern, teils mit unter Gewalterfahrung leidenden Frauen beschäftigen, und das Klima wie Kommunikation wichtig war, welche auch die Themen dieses Treffens darstellten. Auch wenn ich nicht alles verstanden habe, konnte ich sehr viel mitnehmen von ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen und persönlichen Erfahrungen, welche das Klima betreffen. Außerdem waren die Menschen sehr interessiert daran, mit mir zu reden und haben mich ausgefragt. Die Herzlichkeit, Offenheit und Neugierde und Lust mit anderen Menschen zu interagieren seitens der Brasilianer wurde ein weiteres Mal deutlich.

Oficina (Kurse im ADL)

Oficina zum Halten von Bienen

Beim ADL finden häufiger mal Kurse statt an denen man teilnehmen kann, beispielsweise zu der Thematik wie man Bienen hält und Honig macht oder Gewalt gegen Frauen und wie man diese als Unbeteiligter erkennen kann. An den zuvor genannten Beispielkursen habe ich teilgenommen. Gerade der Kurs zu der Thematik Gewalt gegen Frauen war sehr lehrreich und Augen öffnend. Besonders über die verschiedenen existierenden Formen von Gewalt haben wir gelernt, dazu gab es noch eine kleine Ausstellung, die eine Wohnung darstellen sollte, in der Gewalthandlungen stattfinden. Die Leitung dieses Projekts war mir sehr sympathisch und hat mir gerne mehr über all die von der lutherischen Kirch unterstützten Themen erzählt. Es war einfach mit ihnen über wichtige Themen ins Gespräch zu kommen und sehr interessant, da man gemerkt hat, dass sie sich auskennen und mit allen Mitteln, die Ihnen zu Verfügung stehen die Frauen zu unterstützen versuchen, sowie die Wichtigkeit der anderen sozialen Projekte erkennen, die zur Unterstützung anderer gefährdeter Gruppen dienen.

Wochenende in Minas Gerais während der Wahlen

Feier der Anhänger des Bürgermeisters mit der Farbe Grün
Waldbrand durch Feuerwerk

Ein Wochenende lang, hat mich ein Schüler und Freund namens Feliphe gemeinsam mit zwei anderen Freundinnen zu sich nach Hause in Minas Gerais eingeladen. An dem Wochenende fanden überall in Brasilien Wahlen für die Bürgermeister statt. Gerade in kleineren Städten, wie die in der er wohnt (São José do Mantimento) ist dies eine große Sache. Alle kleiden sich mit der Farbe, die dem Bürgermeister entspricht, den sie wählen wollen und hängen an Autos, Motorräder, Kleidung, Häuser Fahnen und Aufkleber. In seiner Stadt, standen zwei Bürgermeister zur Wahl, die einen mit der Farbe Grün, die anderen mit der Farbe Blau. Mein Freund und seine ganze Familie haben grün unterstützt. Am Freitag gab es eine Feier für das blaue Team und am Samstag für das grüne Team; und zwar haben sich Autos in eine lange Schlange gestellt gehupt, Musik gehört, Menschen transportiert und Feuerwerk gezündet. Ganz typisch war auch das Aufdrehen von Motorrädern. Die Energie und Feierstimmung haben mich sehr positiv beeindruckt, was mir jedoch negativ in Erinnerung geblieben ist, ist der Lärm durch das Feuerwerk und die Motorräder, sowie die Umweltverschmutzung durch diese. Alle Tiere waren verängstigt und haben das Weite gesucht und, als wir nach dem Zug bei dem Cousin des Freundes feiern waren, konnten wir beobachten, wie sich ein durch das Feuerwerk entstandene Waldbrand ausbreitete. Die Mischung aus ausgelassener Feierstimmung und absoluter Fassungslosigkeit über das Feuer waren für mich persönlich sehr einprägsam. Am Sonntag fanden schließlich die Wahlen statt auch da wurde Farbe gezeigt, um vier Uhr nachmittags wurden die Ergebnisse bekannt, zum Missfallen meines Freundes und seiner ganzen Familie hatte Grün verloren. Das hieß für uns, dass wir uns so schnell wie möglich in das Haus von ihm zurückgezogen haben, da es tatsächlich gefährlich sein kann, für die Opposition, nachdem das Wahlergebnis bekannt wird, noch vor Ort zu sein. Am nächsten Tag war der sogenannten Siegertag, daher konnten wir auch erst verspätet wieder zum ADL zurückfahren

Autorin: Pia Nölle, Freiwillige in Brasilien, Projekt ADL, Stadt: Afonso Cláudio, Bairro: Serra Pelada

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