Zwei Monate, zwei Länder, und viele Eindrücke

Meine Reise hat nun vor 2 Monaten begonnen. Je nach Tagesstimmung frage ich mich, wie diese zwei Monate so schnell vergehen konnten und gleichzeitig, wie ich so vieles in nur zwei Monaten erleben konnte. Unter anderem habe ich mehr als nur ein Ankommen an einem neuen Ort erlebt.

Erstes Ankommen – Argentinien

Mein erstes Ankommen war nicht direkt in Uruguay, sondern zunächst in Buenos Aires. Dort nahm ich gemeinsam mit anderen Freiwilligen aus den Einsatzländern Argentinien und Paraguay an einem zweiwöchigen Einführungsseminar der IERP (Iglesia Evangélica del Río de la Plata), unserer Partnerorganisation, teil. Neben einem Spanischkurs wurden wir in diesem Seminar auf die uns bevorstehende Zeit vorbereitet. Zusätzlich hatten wir die Möglichkeit, einige schöne Orte und Märkte in Argentinien zu entdecken, und sind natürlich direkt in den Genuss von Mate und Empanadas gekommen. Während dieser Zeit wohnte ich mit elf weiteren Freiwilligen in einer WG im Zentrum von Buenos Aires.


Obwohl ich von vielen anderen Freiwilligen umgeben war, die sich in derselben Situation wie ich befanden, fiel mir das Ankommen dort nicht leicht. Die neue Sprache, die fremden Orte, die vielen neuen Eindrücke und das ständige Zusammensein mit anderen – kombiniert mit dem Vermissen meines vertrauten Alltags – waren anfangs eine große Herausforderung für mich. Emotionen, die ich so von mir nicht kannte und auch nicht erwartet hatte, da ich noch nie wirklich Heimweh verspürt habe. Doch am anderen Ende der Welt fühlt sich plötzlich alles etwas anders an.

Dennoch sind die zwei Wochen voller Neuheiten schnell vergangen, und ehe ich mich versah, saß ich mit meinen Mitfreiwilligen aus Uruguay im Bus von Buenos Aires nach Montevideo.

Zweites Ankommen – Uruguay

Um 6 Uhr morgens in Montevideo angekommen, wurden wir am Busbahnhof von unserem deutschsprachigen Ansprechpartner vor Ort in Empfang genommen. Bevor wir unser neues Zuhause beziehen konnten, mussten wir uns aber noch ein wenig gedulden. Bei einem gemeinsamen Frühstück in der Kirche haben wir unsere argentinische Mitbewohnerin kennengelernt und gönnten uns, völlig erschöpft, ein kurzes Nickerchen auf den Kirchenbänken.

Für das kommende Jahr werde ich mit vier anderen Freiwilligen aus Deutschland, einer Freiwilligen aus Argentinien und einer aus den USA in einer WG leben. Unser Haus liegt nur fünf Minuten vom Strand entfernt, was unglaublich angenehm ist. Nach einem anstrengenden Tag gehe ich gerne am Strand spazieren, telefoniere dort mit Familie und Freunden oder wir sitzen gemeinsam bei Sonnenuntergang im Sand zum Karten spielen. 

Drittes Ankommen – Hogar Amanecer

In diesem Jahr arbeite ich gemeinsam mit zwei Mitfreiwilligen im Hogar Amanecer, einem Heim für Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren. Unser erster Arbeitstag folgte kurz nach unserer Ankunft in Montevideo. Wir wurden morgens von einer Arbeitskollegin mit ihrem Auto abgeholt. Völlig gespannt und aufgeregt saß ich auf der Rückbank – immer mal wieder abgelenkt von dem rasanten Straßenverkehr in Uruguay. Ich war froh darüber, dass immerhin das Auto einige Geräusche von sich gab, denn auf die Fragen unserer zukünftigen Arbeitskollegin konnten wir aufgrund unseres gebrochenen Spanisches – wenn überhaupt – nur kurz antworten. Im Kinderheim angekommen haben wir einige Mitarbeiter, den Koch, sogar die Hündin und den Kater kennengelernt. Nur kein Kind war zu sehen, was mich vorerst verwirrte. Es lag jedoch daran, dass die Kinder in der Schule waren. Nach und nach kamen sie wieder und haben uns voller Freude begrüßt. Man wurde direkt zum Malen, Haare flechten oder UNO spielen aufgenommen. 


Die Tage sind zwar oft anstrengend – das dauerhafte Nachdenken über die Sprache und das neue Arbeitsleben zieht viel Kraft – aber wir leben uns allmählich ein, finden unsere Aufgaben und ein Tag vergeht wie der nächste. Einmal die Woche haben wir uns vorgenommen, mit den Kindern zu backen – ein kleines Ritual, das uns allen Freude bereitet. 

Brezeln

Ankommen im Alltag

Nach sechs Wochen leben in Montevideo, konnte ich dank bekannten Hobbys, alten Essgewohnheiten (Haferflocken zum Frühstück = guter Start in den Tag) und einem täglichen Arbeitsablauf langsam in meiner Routine ankommen.

An einem typischen Wochentag verlasse ich gegen 9 Uhr das Haus Richtung Bushaltestelle, da mein Arbeitstag um 10 Uhr beginnt. Vormittags, wenn wenige bis keine Kinder da sind, sortieren wir oft Kleiderschränke der Kinder, räumen Zimmer auf oder fegen und wischen den Boden. Den übrigen Morgen nutzen wir häufig, um Aktivitäten zu planen oder auch weiter Spanisch zu lernen. Gegen Mittag holen wir die ersten Kinder von der Schule ab und der Nachmittag gestaltet sich mit den verschiedensten Aktivitäten wie Fußball spielen, Basketball spielen, Malen, Basteln, Backen, usw…

Um 18 Uhr endet der Arbeitstag, und etwa eineinhalb Stunden später bin ich wieder zu Hause. Wenn ich noch genügend Energie habe, gehe ich spazieren oder ins Fitnessstudio. Ansonsten gibt es Abendbrot und dann ab ins Bett.


In den letzten 2 Monaten habe ich nun schon so viel erleben dürfen und doch habe ich das Gefühl, dass das Abenteuer gerade erst begonnen hat. Ich bin gespannt auf die kommenden Monate und freue mich darauf, Euch davon zu berichten.