Fahrt, Ankunft und Arbeitsweg

Fahrt und Ankunft

Vor genau zwei Monaten und zwei Tagen begann meine Reise am Frankfurter Flughafen. Seitdem ist einiges passiert. Wir waren die ersten zwei Wochen in Buenos Aires bei einem Vorbereitungsseminar, nach den zwei Wochen sind wir ca. 17 Stunden mit dem Bus nach Asunción gefahren. Ich war sehr gespannt, was mich erwarten würde, denn bei den Seminaren wurde uns immer gesagt, dass Paraguay vom Klima und der Kultur nochmal anders sein würde als Argentinien. Die Fahrt war sehr angenehm, die Langstreckenbusse sind hier sehr gut ausgestattet und ich konnte mich entspannen. Die Straßen waren teils gut ausgebaut, aber streckenweise auch einfach nur rote Sandwege, auf denen sich der große Bus bewegte. Dieser Kontrast zieht sich durch sehr viele Bereiche Paraguays. Bei einem Blick aus dem Fenster erstreckte sich eine relativ flache, hügelige, mit vielen Bäumen bewachsene Landschaft vor mir. Es zogen einige Farmen am Fenster vorbei. Großflächige Teile des Landes wurden gerodet, um dort Tiere zu halten und Nutzpflanzen anzubauen. Als wir in Asunción ankamen, empfingen uns die Verantwortlichen von unserer Stelle. Ich verstand natürlich nur Spanisch und war voll auf meine Mitfreiwilligen angewiesen, die mir auch in den ersten Wochen, in denen wir oft als Gruppe unterwegs waren, viel übersetzten.

Ein kurzer Exkurs zu meiner Sprachbarriere… Ich bin jetzt ca. eineinhalb Monate in Asunción. Die Wand der Sprachbarriere ist ein wenig kleiner geworden, doch nur minimal. Ich schreibe mir so oft es geht wichtige Vokabeln während eines Gesprächs in ein kleines Notizbuch und versuche immer wieder diese zu wiederholen. Die Konversationen sind trotzdem sehr einseitig, ich verstehe wenig und antworte meist nur mit „Si“ oder „No“. Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, das man durchlebt, wenn man immer wieder in der Situation gefangen ist, nichts versteht und sich schon gar nicht artikulieren kann. Man fühlt sich sehr verloren und einfach extrem dumm… Aber genau dann versuche ich mir immer vor Augen zu führen, dass ich genau diese Herausforderung wollte und dass andere Menschen auch tagtäglich in dieser Situation sind.

Als wir dann vom Busbahnhof zu unserer Wohnung gefahren wurden und zum ersten Mal die Straßen und die Stadt mit dem Auto befahren haben, sind viele neue Eindrücke auf mich eingeprasselt. Es war ziemlich warm an diesem Tag und die Fenster des Autos waren offen. Auf den Straßen war viel los, wie es unter der Woche immer ist. Motorradfahrer haben uns rechts und links überholt, denn wie auch in Buenos Aires sind die meisten Straßen hier Einbahnstraßen und zweispurig. Wir sind an lauten alten, fast schon historisch wirkenden Bussen vorbeigefahren und währenddessen ist mir Staub von den Straßen in die Augen geflogen. Männer und Frauen haben am Straßenrand frische Früchte verkauft, sind zu stehenden Autos hingelaufen und haben die Ware angepriesen. Andere haben durch das offene Fenster, die Autofahrer gefragt, ob sie ihnen die Frontscheibe putzen dürfen und dafür ein wenig Geld verlangen. Da es in Asunción keine Straßenbahnen oder ein U-Bahnnetz gibt, spielt sich alles auf den Straßen der Stadt ab. Doch der Verkehr verläuft fast immer flüssig und man gerät nur selten in einen Stau. Asunción ist eine Stadt mit vielen Bäumen und Büschen. Wenn man durch die Straßen fährt, sieht man fast überall etwas Grünes. Vor allem gilt diese Beobachtung für die kleineren Straßen und in den Wohngebieten.

Weg zur Arbeit

Ich stehe jeden Morgen um 5:50-5:55 auf, mache mich im Bad fertig und versuche dabei möglichst leise zu sein, um meinen Zimmerkollegen nicht zu wecken. Danach mache ich mir ein Frühstück und gehe spätestens um 6:55 Uhr los. Meine Bushaltestelle befindet sich etwa 13 Minuten von meinem Haus entfernt, also begebe ich mich zu Fuß erstmal in das morgendliche Verkehrsmeer. Die Autos sind sehr unterschiedlich, man kriegt hier einiges zu sehen. Teilweise fahren Autos ohne Frontblech herum oder haben keine Kennzeichen mehr. Die Lastwagen sind meist sehr überfüllt beladen und mit dünnen Schnüren ist die Ware befestigt. Viele Busse sind alt und hinterlassen eine schwarze Wolke aus Abgasen hinter sich. Wenn ich hinter dieser Sorte von Bus über die Straße gehe, halte ich meistens die Luft für einige Sekunden an. Beim Überqueren der Straße muss man sehr aufpassen, weil die Motorräder (auf einer zweispurigen Straße) zwischen den stehenden Autos durchfahren. Einmal, das war relativ am Anfang, habe ich nicht darauf geachtet und wäre beinahe in ein Motorrad gelaufen. Zum Glück sah ich es noch rechtzeitig und bremste ab. Aber so wie ich auf meinem Weg zur Bushaltestelle auch alte stinkende Autos und Busse sehe, sehe ich auch sehr neue Autos. Es ist wirklich von allem etwas dabei. Die Busse hält man hier an, indem man die Hand ausstreckt. Richtig gekennzeichnete Bushaltestellen gibt es nur an sehr viel befahrenen Straßen, demnach ist es auch egal, wo man steht, um einzusteigen. Ich nehme jeden Morgen die Linie 15-2. Die Busse von dieser Linie sind eher vom älteren Schlag. Kaum bin ich auf der Stufe, um in den Bus zu steigen, fährt der gute Busfahrer schon los. Das ist so ein sehr lustiges Gefühl. Jeder hatte doch früher diesen Traum, hinten auf einer Müllabfuhr mitzufahren. So fühlt es sich ein bisschen an… Nur an kühlen Tagen werden die Türen zugemacht, ansonsten sind sie immer offen und sie dienen für die Luftzirkulation im Bus. Wenn man also die Treppen vom Bus emporgestiegen ist und nicht aus der offenen Türe gefallen ist, so muss man seine „Jaha“ Karte an ein Gerät halten, um die Fahrt zu bezahlen. Das ist eine Plastikkarte so groß wie eine Kreditkarte, die man in fast jedem Einkaufsladen aufladen kann. „Jaha“ ist Guarnai, das ist eine einheimische Sprache hier in Paraguay und bedeutet so viel wie „Lass uns gehen“. Da der Bus ziemlich laut ist, verbringe ich die Fahrt meistens mit Musik hören und lese dabei. Je nach Verkehr fahre ich 40-50 Minuten. Um auszusteigen, muss man an einer Schnur ziehen, welche einen lauten Ton verursacht. Daraufhin macht der Busfahrer gefühlt eine Vollbremsung und hält nur wenige Sekunden, nachdem man die Schnur gezogen hat, und das egal wo. Um zu meiner Einsatzstelle zu gelangen, laufe ich ein weiteres Mal ca. 10 Minuten an der Straße entlang und gelange dann in eine Wohngegend, in der sich meine Einsatzstelle befindet.

Ich bin gespannt welche Erlebnisse mich hier noch erwarten werden und freue mich darauf davon zu berichten…
Grüße aus Asuncion/Paraguay

Elijah Auer

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