Leitender Bischof aus Tansania: Mutig sein in Krisenzeiten

Generalversammlung des Ökumenewerks der Nordkirche am 6.-7. September 2024 in Breklum. V. li. n. re.: Dr. Christian Wollmann, Bischof Malasusa, Landesbischöfin Christina Kühnbaum-Schmidt, Propst de Vries Bock aus Südafrika und Afrikareferentin Katharina Davis.

Der leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, Dr. Alex Gehaz Malasusa, hat Anfang September fünf Tage lang die Nordkirche besucht. Begleitet von Afrikareferentin Katharina Davis traf er unter anderem Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, und die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs. Während der Generalversammlung des im Januar dieses Jahres neu gegründeten Ökumenewerks konnte er sich einen Überblick über aktuelle Themen und Schwerpunkte der Arbeit verschaffen.

Hamburg/Breklum (ce) – Den Mut und die Hoffnung verlieren angesichts von Kirchenaustritten, sinkenden Einnahmen oder der Klimakrise? Das kommt für den leitenden Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, Dr. Alex Gehaz Malasusa, nicht in Frage. Mit großem Interesse hat er Anfang September fünf Tage lang die Herausforderungen und Probleme der Kirche in Deutschland wahrgenommen und Gespräche geführt. Sein Rat lautet: Mutig das Profil der Kirche stärken, auf die Menschen zugehen und die christliche Botschaft vertreten.

Bischof Malasusa kennt Deutschland und deutsche Partnerkirchen seit vielen Jahren. Die lutherische Kirche in Tansania ist eine der ältesten Partnerkirchen der Nordkirche. Zugleich ist sie eine der größten lutherischen Kirchen der Welt. Christliche Kirchen wachsen in ganz Afrika, der Glaube spielt in der Gesellschaft und im Leben der Menschen eine große Rolle.  Menschen sind inspiriert von der christlichen Botschaft und nutzen auch gern die vielen diakonischen Angebote und Bildungseinrichtungen.

Die lutherische Kirche in Tansania finanziert sich v.a. über Kollekten und Spenden ihrer Mitglieder, die während der Gottesdienste gesammelt werden. Das deutsche System der Kirchensteuer sieht Bischof Malasusa kritisch. Er hält es für problematisch, dass Menschen über Jahre Kirchenmitglieder bleiben, ohne jemals einen Gottesdienst zu besuchen.

Bischof Malasusa betont, wie wichtig es ist, dass Menschen das Evangelium hören – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche. Es sei daher notwendig, dass die Kirche in Deutschland neue Wege findet, um Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Dabei können die Partnerkirchen, wie die lutherische Kirche in Tansania, wichtige Inspirationsquellen sein.

Bischof Malasusa freut sich darauf, dass Mitglieder der Nordkirche aus dem Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf im kommenden Jahr nach Tansania reisen wollen, um von der Praxis der Partnerkirche zu lernen und neue Ideen für den eigenen Kontext zu entwickeln. Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, eine stärkere Beteiligung von Ehrenamtlichen und ein klares christliches Profil von diakonischen Angeboten oder dem Einsatz für den Klimaschutz werden beim Austausch und dem gemeinsamen Lernen an zentraler Stelle stehen.

Bischöfin Kirsten Fehrs nutzte die Gelegenheit des Treffens, um mit Bischof Malasusa über die Partnerschaft zwischen Hamburg und Dar es Salaam zu sprechen. „Gemeinsam haben wir ausgelotet, wie wir unsere Partnerschaft nicht nur städtisch, sondern auch kirchlich fördern können. Auf welche Weise können wir uns gegenseitig bereichern, auf welchen Wegen voneinander lernen.“ Themenfelder, die sowohl die Lutherische Kirche in Tansania als auch die in Norddeutschland beträfen, gäbe es genug – vom interreligiösen Dialog bis hin zum Klimawandel. „Die gemeinsamen Themen sind nichts weniger als weltverändernd – und zeugen von der befreienden Botschaft des Evangeliums inmitten bedrückender Zeiten“, so die Bischöfin. Malasusa betonte sich dafür einzusetzen, dass die Partnerschaft neu mit Leben gefüllt wird. Hamburg und Dar es Salam sind seit fast 15 Jahren offizielle Partnerstädte, die Beziehungen wurden lange von kirchlichen Akteuren gefördert.  

„Tansania ist für die Nordkirche ein außerordentlich wichtiger Partner“, betonte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, vor allem in Bezug auf den gemeinsamen Kampf gegen die Klimakrise. „Sie betrifft unsere beiden Länder und Kirchen besonders“, erklärte Kühnbaum-Schmidt, die auch Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist. „Uns ist es wichtig, dass wir als gleichberechtigte Partner gemeinsame Antworten auf die Fragen von Klimagerechtigkeit finden. Uns eint das Ziel, Umweltzerstörung zurückzudrängen und achtsam mit Gottes Schöpfung umzugehen.“ Ein Beispiel dafür seien die Klimapartnerschaften zwischen Gemeinden in der Nordkirche und in Tansania.

Partnerschaft bedeute Freundschaft und Solidarität, betonte auch Bischof Malasusa. Missstände und Ungerechtigkeiten, Rassismus, Unterdrückung und Ausbeutung anzuprangern, sei wichtig und ein Zeichen für gegenseitige Unterstützung. Zu Kolonialzeiten hätten Kirchen es versäumt, dagegen aufzustehen. Umso wichtiger sei es heute, dass Kirchen und Missionsgesellschaften im Hinblick auf ungerechte Handelsbeziehungen oder politische Probleme in der Welt nicht schweigen.