Die ersten zwei Monate in Paraguay

Moin moin nach Hause und in die ganze Welt aus Ciudad del Este, Paraguay!

Wir haben heute den 13. Oktober, was heißt, dass ich tatsächlich seit genau zwei Monaten in Südamerika bin! Verrückt. Obwohl ich mich tatsächlich immer mehr angekommen fühle, hab ich noch ganz genau den Reisetag vor Augen, wie ich am Hamburger Hauptbahnhof auf den Weg gebracht wurde und einen Tag später auf einmal in Buenos Aires war. Bis jetzt müssen wir, also meine Mitfreiwilligen und ich, uns immer wieder sagen, dass wir tatsächlich in Paraguay leben, für ein Jahr!
Naja genug Realisation betrieben, denn obwohl man sich schnell an einen so anderen Alltag gewöhnt, war die letzten zwei Monate für mich so viel neu wie noch nie. Begonnen hat das Ganze schon in Frankfurt am Gate, weil wir Nordkirche-Freiwilligen da direkt andere Freiwillige unserer Empfängerorganisation, der Iglesia Evangelica Rio de la Plata (IERP), kennengelernt haben. Insgesamt sind wir bei der IERP fast 50 Freiwillige, die in Argentinien, Uruguay und Paraguay in unterschiedlichen Projekten unseren Freiwilligendienst machen. Verbunden durch unsere Aufgeregtheit und Freude haben wir uns sehr schnell sehr gut kennengelernt und in Buenos Aires beim Anfangsseminar ne unglaublich schöne und intensive Zeit gehabt, die nach zwei Wochen auch schon wieder vorbei war. Schon wieder ein Abschied und das Gefühl, jetzt geht’s wirklich richtig los!


Und dann ging´s wirklich richtig los. Direkt nach  unserer 27-Stundenbusfahrt haben wir eine kleine Führung durchs Projekt bekommen und waren ein bisschen überwältigt davon, wie schön es ist. Ganz viel Platz zum Volleyball- und Fußballspielen, liebevolle Waldgemälde, riesige Mangobäume und viele Blumen machen irgendwie klar, warum das Projekt Hogar, also Zuhause, heißt. Nach einem Wochenende frei zum Ankommen und Organisieren waren meine Mitfreiwillige und ich den ersten Tag in unserem Projekt. Ganz viele Eindrücke und Kinder waren das für uns, aber wir wurden super herzlich empfangen vor allem auch von den Kindern, die uns direkt mit herzlichen Umarmungen willkommen hießen.
Unser Projekt heißt „Hogar de Niños Santa Teresa“ und ist ein Kindergarten und eine Kinderbetreuung für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren. Jeweils vormittags und nachmittags kommen die insgesamt ca. 100 Kinder und essen zusammen, lernen und machen Hausaufgaben, basteln, machen viel Quatsch und am Ende spielen alle zusammen im Patio. Die ersten Arbeitswochen konnten wir jeweils verschiedene Altersgruppen kennenlernen und besser verstehen, wie alles so funktioniert.


Teil vom Kennenlernen war natürlich auch immer mal rumzusitzen, zuzugucken und nichts machen zu können. Das fiel mir im Projekt am Anfang am schwersten: keine Hilfe zu sein und manchmal auch das Gefühl zu haben, dass es egal ist, ob man gerade da wäre. Allerdings wurde das schnell immer weniger. Durch das anfängliche Beobachten konnten wir den Erziehern und Erzieherinnen besser helfen. Mit einfachen Sachen wie Tragen und Sortieren aber auch Mathe und Spanisch können wir mit einigen Kindern üben. Und hauptsächlich machen wir sehr viel Quatsch mit den Kindern beim Spielen oder geben Anschwung wenn jemand mal wieder: „Tocame más fuerte!“ ruft. Die Arbeit im Projekt ist zwar an manchen Tagen sehr anstrengend, vor allem bei teilweise 38 Grad, erfüllt mich aber sehr. Ich habe mittlerweile das Gefühl, eine sinnvolle Hilfe zu sein. Mal gibt’s mehr und mal weniger zu tun, aber gerade die Liebe, die die Kinder einem geben, macht mich immer wieder sehr glücklich.


Obwohl die Arbeit im Projekt viel Energie und Zeit eingenommen hat in den ersten Wochen, war das nicht alles, was ich hier schon so erlebt habe. Immer besser lernen wir unsere Stadt, die direkt an der Grenze zu Argentinien und Brasilien liegt, kennen. Die Hauptattraktion von Ciudad del Este ist ein riesiges Shoppingcenter, das wir am Anfang einmal besichtigt haben. Allerdings fanden wir, dass diese Shoppingmall aussieht wie jede andere auf der Welt. Zusammen mit viel Verkehr und Smoq hat mich dieser Eindruck am Anfang ein bisschen belastet. Wir hatten nach unserem Empfinden noch keinen richtig schönen Ort in der Stadt gefunden und das Gefühl, dass es den nicht gäbe. Umso besser hat mir getan, bei unseren nächsten Ausflügen mehr zu sehen wie einen schönen und mückigen Stadtsee, über den uns ein Kind überraschend erzählt hat, dass es da ein Krokodil gibt. Oder einen tropischen Fluss mit schöner Natur zum Spazierengehen bei uns in der Nähe, den Gemüse-und-Alles-Markt, ein Café, unser Viertel und mehr. Und jetzt schon kann ich sagen: es gibt unglaublich viele sehr schöne Orte, an denen ich noch viel Zeit verbringen möchte.


Allein diesen Sonntag hat mich sehr erfüllt, einen Spaziergang zu machen, neben einem Fußballplatz unter einem Mangobaum bei drei verschiedenen spanischen Musiken Siesta zu machen und auf dem Rückweg bei einer kleinen Tienda ein kaltes Sprudelwasser mit Limette zu trinken.

Für die nächste Zeit nehme ich mir jetzt vor, hier noch mehr kennenzulernen. Nächsten Mittwoch haben wir vier Freiwilligen zum Beispiel vor, einen Salsatanzkurs auszuprobieren. Da bin ich sehr gespannt drauf und auch sonst fühle ich mich jetzt so angekommen, dass ich mehr von und über mein neues Zuhause lernen und Menschen kennenlernen möchte.

Ich freue mich auf alles, was noch so kommt, hab aber auch jetzt schon die Sorge, dass ich viel zu schnell dann wieder am Hamburger Hauptbahnhof stehe und alles vorbei ist. Wobei ich dann endlich wieder die weltbesten Franzbrötchen habe, ohne die ich jetzt noch 10 Monate hier in Ciudad del Este, Paraguay, leben werde.
Insgesamt kann ich jetzt schon sagen, dass trotz vielen emotionalen Aufs und Abs und Schwierigkeiten oder gerade deswegen, ein Jahr einen Freiwilligendienst in Paraguay zu machen das absolut Richtige für mich ist.

Galigrü oder ortstypischer:
Un beso y un abrazo fuerte,

Ben

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